Malle ja, aber nicht da.

Mallorca, mal wieder.

Im April macht das Wetter, was es will. Nicht nur in Deutschland, sondern auch auf Mallorca. Eigentlich sollte hier um diese Zeit, also in der zweiten Hälfte des Monats, bestes Wetter herrschen, um sich den Winterblues aus den Kleidern wehen zu lassen. Dass es auch anders geht, beweist mein Kurztrip im April 2025.

Der Dienstag vor Ostern 2025
Um die immens gestiegenen Taxikosten von inzwischen 75.- Euro etwas zu reduzieren, habe ich dieses Mal meinen Wagen mit zum Flughafen genommen und dort einem Parkservice übergeben. Die 8 Tage sollten nur 49.- Euro kosten, was deutlich günstiger ist als zweimal ein Taxi zu bemühen. Die Übergabe am Flughafen (Abflug B6) hat perfekt funktioniert.

Den Abflug nach Mallorca hätte ich allerdings beinahe verpasst. Und das, obwohl ich fast vier Stunden vorher am Flughafen war. Gemütlich harrte ich vor dem Abfluggate aus, das völlig verlassen war und auch 30 Minuten vor dem Abflug noch nicht besetzt wurde. Mir schwante Schlimmes. Ich fragte zunächst einmal eine Angestellte der Lufthansa an einem anderen Schalter, ob „A05“ dasselbe bedeutet wie „A5“. Ja, beide Bezeichnungen gelten für dasselbe Gate. Warum dann auf der Boardingkarte „A05“ statt „A5“ steht, wollte ich wissen. Darauf wusste das Mädel keine Antwort. Sie staunte aber ebenso wie ich, warum der Schalter – inzwischen 25 Minuten vor Abflug – immer noch nicht besetzt war. Also schaute sie in ihren Computer und stellte erschrocken fest, dass das Gate gewechselt wurde. Statt A5 (respektive A05) war es nun A10 – etwa 200 Meter entfernt. Nachdem sie den Wechsel über die Lautsprecheranlage durchgesagt hatte, standen plötzlich Dutzende von ebenso fehl geleiteten Reisenden auf und stürmten Richtung A10. Auf dem Weg dorthin wurde die Gate-Änderung noch mindestens zehnmal über die Lautsprecher wiederholt. Außerdem bot die Fluglinie für nur 65 Euro ein Upgrade mit freiem Essen, allen Getränken und der Erfüllung so ziemlich aller Wünsche an. Aber trotz meines deutlich ansteigendem Lauftempos kam ich für das Update zu spät.


Und das war gut so.
Denn ich traf Ellen beim Abflug, zusammen mit ihrem Mann Thomas, die ich noch aus meiner Zeit als Werbesprecher kenne. Die beiden besitzen ein wunderschönes Häuschen auf Mallorca und waren gerade auf dem Weg nach Hause. Ihr Mann war schnell genug, um das Upgrade zu erhaschen. Nach der Landung – nahezu pünktlich – verriet sie mir, dass das Essen sehr bescheiden und völlig fleischlos war. Von Sekt und Champagner hatten sie Abstand genommen, sodass das Upgrade deutlich zu teuer war, zumal sie genau so schnell geflogen sind wie alle anderen. Das „Sitzvieh“, also wir normalen Passagiere, bekamen immerhin ein Glas Wasser umsonst.

Das Gepäck kam auch vergleichsweise schnell, so dass ich gemütlich zum Bustransfer laufen konnte. Denn die Reise hatte ich sinnvollerweise inklusive Hoteltransfer gebucht. Nun war das leider doch nicht so schlau, wie ich dachte. Denn es gab keinen Bus oder gar eine Limousine, die auf mich wartete und ins Ziel führen sollte. Dafür gab es Hunderte von Passagieren, die alle auf ihren Bus warteten. Und so langsam verstand ich das System. Statt eine Armada von Kleinbussen durch die Insel zu scheuchen, hatte man stattdessen sehr große Busse angeschafft, die einmal pro Stunde vom Flughafen aus in die diversen Richtungen fuhren und ihre Last an jedem Hotel persönlich abluden. Zu diesem Behuf brüllte die Mitarbeiterin des Busunternehmens jeden einzelnen Namen in den Pulk der Wartenden, sobald wieder ein Bus beladen werden konnte. Wer das Glück hatte, sich in dem Geschrei wiederzuerkennen, bekam einen Zettel mit der Busnummer. So dauerte der Transfer von Palma nach Cala Millor (im Osten der Insel) fast drei Stunden. Aber für den Umweltschutz tun wir ja alles gerne. Eine Wahnsinnsaufgabe auch für die Fahrer, die ja an jedem Hotel die passenden Koffer aus dem Bauch der Busse angeln mussten.

Um 22.30 Uhr kam ich an. Das „HIPOTEL CAMPA PLAYA“ sah ziemlich neu aus und hatte „nur“ 6 Stockwerke mit insgesamt etwa 160 Zimmern. Auch hier bot man mir ein „Upgrade an“. Für nur 20 Euro pro Tag könnte ich ein Zimmer mit Meerblick bekommen. Noch einmal wollte ich mir das Schnäppchen nicht entgehen lassen, obwohl es im Grunde genommen völlig egal war, in welche Richtung ich auf der Terrasse schauen konnte. Die insgesamt 20 Minuten, die ich auf dem Balkon verbringen sollte, waren den Aufpreis nicht wert. Es war ja schon sehr spät, und ich bekam gerade noch das Ende des in der Bar stattfindenden BINGO-Spiels mit. Im Restaurant, das sich im Untergeschoss befand, stand sogar noch ein Teller mit Wurst und Käse sowie Brötchen mit Butter und Wasser für uns Spätankommer bereit. Vielleicht war es auch für die Frühabfahrer gedacht – egal, ich langte zu, hatte ich doch seit dem Frühstück nichts gegessen. Das Zimmer mit dem aufpreispflichtigen Meerblick war sauber, recht modern eingerichtet und hob sich durch einen  50-Zoll-Fernseher von den üblichen Touristenbuden deutlich ab. Das Hotel stand – wie auch die etwa 50 weiteren Hotels – direkt an einem wunderschönen Strand und war von diesem nur durch einen allgemein zugänglichen Weg getrennt. Ich hätte gerne noch einen Absacker in der Bar genommen, aber die hatte um 23 Uhr schon geschlossen.

Die Nacht war grauenvoll. Es gab keine Heizung und nur eine ganz dünne Decke zum Zudecken. Und es war wirklich eiskalt. Vielleicht zehn Grad. Und dennoch habe ich es überlebt. Und am zweiten Tag habe ich auch herausgefunden, dass die dünne Decke gar nicht zum Zudecken gedacht war. Die „richtige“ Decke befand sich eine Schicht tiefer. Andere Länder, andere Sitten. Ach ja, und die Klimaanlage konnte man mit einem versteckten Schalter im Kleiderschrank auch steuern. Hat zwar nichts genutzt, aber der Glaube versetzt bekanntlich Berge.


Der Mittwoch vor Ostern 2025
Nach einem vorzüglichem Frühstücksbuffet habe ich zunächst das Hotel erforscht. Es gibt einen relativ kleinen Pool für die Erwachsenen und einen Minipool für die Minis. Rundherum kann man entweder die Sonnenliegen belegen (Handtuch gegen Pfand) oder sich auf der großen Terrasse an einen der vielen Tische setzen. So wie ich. Die Sonne war noch angenehm und gut auszuhalten, weil ein leichter Wind ständig für Abkühlung sorgte. Im Schatten war es viel zu kalt.

Der große, feinsandige Strand war so früh am Morgen noch völlig unberührt. Inzwischen hatte ich von Ellen und ihrem Mann eine Einladung zum Abendessen erhalten. Ich sagte gerne unter der Voraussetzung zu, dass man mir trotz meines Alters ein Auto vermieten würde. Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg zur nächsten Autovermietung und mietete für fünf Tage einen nagelneuen Fiat Panda Hybrid. Warum ich 5 Tage für immerhin 273.- Euro buchte, ist mir auch nicht so ganz klar, aber man weiß ja nie, was da noch auf einen zukommt…
Ich fuhr die Möhre ein paar Kilometer durch die Gegend und stellte den Wagen dann direkt neben dem Hotel in einer Seitenstraße ab.

Eine weitere Begehung der Strandmeile endete an einem sehr verführerisch aussehenden Restaurant, das vor allem von jungen Menschen besucht wurde. Ich hob den Altersdurchschnitt augenblicklich um mehrere Jahre an, als ich dort Platz nahm, Wein trank und Nudeln mit Gambas verzehrte. Danach ging es wieder zurück in mein Zimmer für einen ausgedehnten Mittagsschlaf. Es war ja Urlaub. Na ja, so trödelte ich eben den ganzen Tag rum, ohne ein Ziel oder eine Aufgabe zu haben.

Für das Abendessen musste man sich in diesem Hotel fein machen. Das bedeutete, dass z.B. kurze Hosen oder T-Shirts ausdrücklich verboten waren. Im Unterschied zum Frühstück musste man abends immer denselben Platz einnehmen, der einem zugeteilt wurde. Keine gute Regelung. Denn falls man jemanden kennenlernen sollte, wäre man beim Abendessen zwangsgetrennt. Gut, dass mir sowas nicht passiert…


Tja, immer wieder ein Thema: Das Buffet. Die Küche fährt auf, was immer sie auf die Beine stellen kann. Hunderte von Gästen plündern in Minutenschnelle die Arbeit vieler Stunden und vieler Köche. Leider merkt man aber doch oft, dass Kochen nicht nur die Herstellung von Speisen bedeutet, sondern im besten Fall die Liebe zum Detail verlangt. Und die fehlt halt oft. Die Salate sind eiskalt und labbrig- im Gegensatz zu den Suppen, die einem den Gaumen verbrennen. Nicht wegen der Temperatur, sondern wegen der Gewürze. Das Fleisch ist nicht nur rar, sondern auch zäh, das Gemüse welk und der Fisch ruckzuck kalt – von den Gräten ganz zu schweigen. Dazu rennt eine Armada von Bediensteten hin und her, um benutztes Geschirr zu entsorgen, Getränke anzuliefern und Geschirr nachzulegen. Und immer lächeln. Ein Scheiß-Job, wenn Ihr mich fragt.


Natürlich gab es auch in diesem Hotel ein täglich wechselndes Abendprogramm für die Gäste. War es gestern „BINGO“, war heute – nach einem einstündigen Kinderprogramm – ein Theaterstück dran. Und zwar „Dinner for One“. Die beiden (sehr jungen) Schauspieler hatten sich mittels Perücken und viel grauem Make-Ups in alte Menschen verwandelt und spielten den berühmten Sketch über die alte Dame, die ihren 90. Geburtstag mit ihren vier längst verstorbenen Freunden feiern will. Butler James muss alle vier Freunde ersetzen, also eine Unmenge Wein und Schnaps trinken, um schließlich – „the same procedere as every year“ – mit der alten Dame ins Bett zu steigen. Schön gespielt und vom Publikum dankbar angenommen.

Direkt neben mir saß eine hübsche blonde Frau, vielleicht Mitte dreißig, mit ihrer zehnjährigen Tochter. Ruckzuck waren wir im Gespräch miteinander – auch noch lange nach der Show. C., wie ich sie hier nennen möchte und ihre Tochter A. kamen aus Jena. Sie war gar keine 35, sondern schon über 50, was man ihr überhaupt nicht ansah. Und dass sie nicht nur eine Tochter, sondern insgesamt sogar vier Kinder hatte, sah man ihr erst recht nicht an. Die anderen drei Kinder waren zuhause geblieben. Ich traute mich nicht, sie über ihren Mann auszufragen. Sie hat einen guten Job in Jena und ist eine sehr fröhliche, lebenslustige Frau, in die ich mich sofort verlieben könnte, was ich angesichts ihrer familiären Situation tunlichst zu unterlassen hatte. Jedenfalls waren wir die letzten, die den Veranstaltungsraum verließen.

In meinem Zimmer habe ich dann das erste Mal seit Jahren deutsches Privatfernsehen geschaut. Ich weiß nicht, ob es am Programm lag, aber ich schaltete den Fernseher ganz schnell wieder aus. Meine Gedanken waren wo ganz anders…

Der Gründonnerstag vor Ostern 2025

Der dritte Tag begann natürlich mit dem Frühstück. Wie schon geschrieben, durfte man sich zum Frühstück den Platz selbst aussuchen. Und wie es der Zufall will, wählte ich einen Platz, der unmittelbar neben C. und ihrer Tochter lag. Ich schwöre, das es wirklich reiner Zufall war, denn als ich mich – mit dem Rücken zu den beiden – hinsetzte, waren sie gerade am Buffet. Die Tochter stupste mich dann von hinten an – große Überraschung! Denn auch bei Tag sah C. hervorragend aus. Nach einem kurzen Begrüßungsgeplänkel widmeten wir uns dann aber wieder unserem Frühstück und verloren uns dann auch aus den Augen. Später sah ich die beiden noch am Pool, aber da war ich gerade so in meine Lektüre vertieft, dass ich keinerlei weiteren Anlauf unternahm. Ein eventuelles Wiedersehen wollte ich ganz dem Zufall überlassen.

Bis dahin galt es aber noch, den Tag irgendwie rumzukriegen. Also beschloss ich, die lange, lange, sehr lange Strandpromenade besser kennen zu lernen. Bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein lief ich die knapp vier Kilometer hoch und wieder runter. Da sich das Wetter entgegen der Vorhersagen ins völlige Gegenteil verwandelt hatte – nämlich Sonnenschein pur -, blieb eine entsprechende Reaktion meiner zarten Haut nicht aus. Wie immer hatte ich natürlich keinerlei Sonnencreme dabei, weil ich diese fettigen Schmieren am Körper hasse. Zum Dank verbrannte meine Haut langsam vor sich hin. Abends sah ich einem gerade gekochten Krebs ähnlicher als einem Menschen. Aber zum Glück war es nicht so schlimm, dass ich Schmerzen gehabt hätte. Und aus Rot wird ja bekanntlich Braun, wenn man etwas wartet. Im Moment war es noch rostbraun, aber die Zeit war ja auf meiner Seite. Das Mittagessen ließ ich aus, da ich auf meiner insgesamt fast 8 Kilometer langen Strecke nur Restaurants fand, die so gar nicht meinem Geschmack entsprachen. Ausgenommen war der Laden, den ich gestern schon besucht hatte, aber der war – aus gutem Grund – ratzevoll mit Warteliste. Die anderen 0815-Fresstempel boten den üblichen Touristenfraß an. Pizza, Paella und alle Arten von Burgern. Zu Preisen übrigens, für die sich die Inhaber schämen sollten. Unter 20.- Euro war selbst der größte Dreck nicht zu bekommen. Die wenigen etwas besseren Restaurants fingen erst bei 30 Euro pro Gericht an und waren daher entsprechend leer.

Die Sonne schien inzwischen auf Hochtouren, und der Strand hatte sich mit Menschen gefüllt. Irgendwelche Heinzelmännchen hatten ihn wohl über Nacht touristentauglich gemacht. Die ganzen Abfälle, angeschwemmten Holzteile und sonstiger Touristenmüll waren wie von Zauberhand verschwunden, um Platz für neuen Müll zu machen.

Hier in Cala Millor stehen, wie schon erwähnt, etwa 50 Hotels nebeneinander – viele davon gehören der Hotelkette Hipotel an, wie auch meine Herberge. Die meisten Hotels sehen wie Neubauten aus, obwohl sie schon einige Jahre hier stehen dürften. Das Städtchen kann man guten Gewissens als „Kunststadt“ bezeichnen, denn einen alten Stadtkern scheint es nicht zu geben.


Gegen 14 Uhr hatte ich meinen Rundgang beendet und landete wieder im Hotel auf der Pool-Terrasse. Zeit für ein Glas Wein. Da das Glas aber statt der üblichen 0,2l nur 0,15 Liter enthielt, musste ich noch eins trinken. Und weil ich schon dabei war, noch eins. In knapp zwei Stunden kübelte ich drei Gläser Wein hinter die Binde. Zum Abendessen noch zwei. Und später an der Bar – zusammen mit C. – noch eine ganze Flasche.
Als Abendprogramm gab es nämlich heute eine ABBA-Kopie. Zwei Mädels, dem Slang nach aus England, hatten sich ein bisschen wie ABBA verkleidet und sangen in der vollbesetzten Bar deren Hits recht ordentlich vor einem dankbaren Publikum. Die ABBA-Jungs waren nicht dabei, dafür waren C&A natürlich anwesend. Und auch heute waren wir – lange nach dem letzten Ton der ABBA-Imitation – wieder die letzten Gäste der Bar. Es gab und gibt halt viel zu erzählen, wenn man sich neu kennenlernt. Gemeinsam fuhren wir schließlich im Fahrstuhl zu unseren Zimmern – SIE musste in den vierten Stock, ICH verließ die Beiden mit einer kleinen Umarmung schon im Zweiten.

Der Karfreitag 2025
Und schon wieder traf ich C&A an denselben Frühstückstischen wie am Vortag. Und schon wieder setzte ich mich nach dem Frühstück auf die Terrasse am Pool. Aber heute war es recht kühl im Schatten. Die Sonne wollte ich aus naheliegenden Gründen meiden. Also wechselte ich an die Bar und schrieb ein wenig an diesem Blog rum.

Heute hatte ich ja meine Verabredung mit Ellen, die ich beim Abflug getroffen hatte. Sie wohnt mit ihrem Mann in einem sehr beschaulichen kleinen Ort, ganz reizend etwa eine halbe Stunde nördlich von Palma an einem Berghang gelegen. Ellen kenne ich noch gut aus meiner Zeit als Werbesprecher für Radio- und Fernsehspots. Wir hatten uns vor Jahren schon einmal in Bad Homburg beim Italiener getroffen und ein Treffen bis heute immer wieder verschoben.

Mein FIAT Panda Hybrid hatte ganz schön Dampf auf dem Kessel, sodass ich viel zu früh ankam. Das war für Ellen und ihren Mann Thomas glücklicherweise kein Problem. Tja, und dann saßen wir drei halt gemütlich am Esstisch und plauderten uns die Seele aus dem Leib. Dazu hatte Thomas eine exzellente Spargelcremesuppe sowie ein Gericht vorbereitet, das ich gar nicht beschreiben kann, weil ich sowas Leckeres noch nirgendwo gesehen habe. Es nennt sich „Das Türmchen“ und besteht aus Mozzarella, Mango, Pinienkernen, Koriander und Salatdressing und ist somit sowohl Hauptspeise als auch Nachspeise…
Die beiden haben tatsächlich den Ausstieg gewagt und wohnen seit Jahrzehnten – zumindest zeitweise – auf Mallorca. Dies war schon das zweite Haus, das sie gekauft hatten. Ihre Tochter ging hier zur Schule und ist längst erwachsen. Dreieinhalb Stunden verbrachten wir mit dem gegenseitigen Erzählen unserer Lebensereignisse und endeten mit dem Versprechen meinerseits, eine Gegeneinladung in Deutschland so bald wie möglich zu realisieren. Nur Kochen werde ich besser nicht…

Auf der Rückfahrt vertraute ich leichtsinnigerweise meinem inneren Kompass und verfuhr mich prompt nach wenigen Kilometern an einem der vielen Dutzend Kreisel, die den Weg zurück auf die andere Seite der Insel säumten. Dank meines IPhone-Navis kam ich aber trotzdem gegen halb neun wieder im Hotel an. Und wenn traf ich dort? Zweimal dürft ihr raten. Genau. C&A. Ich setzte mich noch zu den beiden und bestellte eine Flasche Wein. Als das Restaurant schließen wollte, mussten wir notgedrungen in die Bar umziehen, wo ein sehr guter Sänger, der leider figürlich für zwei Sänger gereicht hätte, einen Hit nach dem anderen sang und die Gäste zum Tanzen animierte. Ja, und ich verrate es nur einmal: Auch ich habe getanzt. Der Sänger, der wohl aus Holland kam, war ein bisschen melancholisch veranlagt. Kann man verstehen, wenn man weiß, dass er in der Fernseh-Castingshow „The Voice“ immerhin Platz sechs von 6000 Bewerbern erreicht hat und nun dennoch jeden Abend durch spanische Touristenburgen tingeln muss, um seine Brötchen zu verdienen. Obwohl – es müssen ganz schön viele Brötchen sein. Egal, es war ein sehr schöner Abend. Ich erfuhr doch Einiges über meine blonde Schönheit. So z.B. auch, dass sie von ihrem Mann getrennt lebt und eigentlich braune Haare hat. Irgendwann spät – die neue Flasche Wein war auch schon alle – wurden wir aus der Bar geschmissen, weil der Putztrupp gerne mit seiner Arbeit begonnen hätte. Zum Glück gab es ja genug andere Plätze, an denen man sich unterhalten konnte. Zum Beispiel im Fahrstuhl.

Der Karsamstag 2025
Als ich endlich wach wurde, war die Frühstückszeit fast schon abgelaufen. Mit Ach und Krach ergatterte ich noch einen Milchcafé und ein Brötchen mit Schinken. Eier waren schon alle. Das Wetter war auch nicht so dolle. Im Schatten zu kalt, in der Sonne zu heiß. Ein leichter, unregelmäßiger Wind hätte den Aufenthalt in der Sonne zwar ermöglicht, aber das hätte meine knallrote Haut nicht mitgemacht. Also setzte ich mich irgendwo in der Lobby auf ein Sofa und las den aktuellen SPIEGEL. C&A hatten schon am Vorabend angekündigt, den Tag am Strand zu verbringen, was ja nicht so mein Ding ist. Nix zu tun ist allerdings auch nicht mein Ding. Dann fiel mir ein, dass ich ja noch ein bezahltes Auto vor der Türe stehen hatte. Also, rein in die Kiste und ein bisschen die Küste hochgefahren. Wenige Kilometer weiter nördlich landete ich in Cala Bono, einem wirklich sehr kleinen Touristenort mit Null Hotelkomplexen, sondern vielen einheimischen Altbauten mit exotischem Flair. Auto geparkt, ´ne Stunde rumgelaufen, und schon kannte ich jede Ecke. Zeit für das Mittagessen. Ein 3-Gänge-Menü für gerade mal 16.- Euro entpuppte sich als lukullisches Highlight des Tages. Dazu einen halben Liter Wasser getrunken, da man keine kleineren Portionen bekommt. Alkohol kam wegen des Autos sowieso nicht in Frage. Und dann zuckelte ich wieder zurück nach Cala Millor – nicht, ohne mich mehrmals zu verfahren. Egal, der Tank war immer noch fast voll. Die Batterieunterstützung des Hybrid-Autos war deutlich bemerkbar.
Im Hotel schrieb ich ein Viertelstündchen an diesem Blog, bevor es mich wieder ins Freie trieb. Diesmal war das schöne Strandlokal von vorgestern erneut mein Ziel. Ich gesellte mich zu einem deutschen Pärchen, mit denen ich mich fein unterhalten konnte und trank den ersten Wein des Tages. Es war ja schon 17.00 Uhr…

Und ehe ich mich versah, war es höchste Zeit für das Abendessen im Hotel. Dort war ich mit C. locker verabredet. Wir hatten zwar wieder getrennte Tische, was mich aber nicht daran hinderte, einfach einen weiteren Stuhl an den Tisch der beiden zu stellen. Leider stellte sich heraus, dass dies der letzte Abend meiner liebenswerten Ferienbekanntschaft war. Der Bus, der sie zum Flughafen bringen sollte, war für 3 Uhr nachts geplant! Das bedeutete, dass unser letzter Abend ein verdammt kurzer sein würde. Ein sehr schöner Abend war es dennoch. Als Abendanimation tanzten drei Hupfdohlen in zehntausend verschiedenen Kostümen die Musikgeschichte durch. So gegen 23 Uhr musste C. mich sichtlich ungern verlassen, weil vor allem das Kind seinen Schlaf brauchte. Die Verabschiedung dauerte ein bisschen länger und war sehr herzlich. So, nun ist aber gut mit dem Geplänkel. Vielleicht mache ich ja mal Ferien in Jena.

Der Ostersonntag 2025
Wie es sich für einen Sonntag gehört, habe ich erst mal ausgeschlafen, um dann – genau wie am Vortag – noch die letzten Krümel im Restaurant zusammenzukehren. Danach habe ich mich noch ein bisschen auf meinem Balkon mit Meerblick rumgelümmelt, den aktuellen Spiegel durchgelesen und am Pool einen weiteren Café getrunken. Die Wettervorhersage sprach von 19 Grad Hitze und viel Wolken. Stimmte beides. Also bin ich wieder ins Auto gestiegen und diesmal in die andere Richtung gefahren. War auch sehr schön, aber nicht sonderlich erwähnenswert. So gegen 15.00 Uhr habe ich das Auto vollgetankt und wieder zurückgegeben. Es fehlten gerade mal 14 Liter, obwohl ich mindestens 250 Kilometer mit der Gurke gefahren bin! Wenn ich da an meinen Jaguar denke, der ohne zu zögern im Stadtverkehr 17,2 Liter Super verbrennt. (Ja, ich bin eine Umweltsau, fahre aber höchstens 3000 Kilometer im Jahr. Das relativiert den Wahnsinnsverbrauch.) Danach wieder an „mein“ Strandlokal, Wasser getrunken, ins Hotel gelaufen, Café getrunken, auf den Balkon gesetzt, Blog geschrieben und und und…
Der geneigte Leser merkt sicher schon, dass ich so gut wie nichts zu berichten habe. Man nennt das wohl Urlaub. Und jetzt, ohne C., wird es echt langweilig.
Abends gab es in der Bar wiedermal Gesang mit viel Playback, viel Tanz und reichlich Alkohol. Ich saß an der Bar, am selben Platz wie gestern und kümmerte mich endlich mal wieder um die ganzen Social-Media-Kontakte, die mich über Ostern mit Memes aller Art zugeschüttet hatten. Außerdem hatte ich ein Buch von Jürgen von der Lippe auf mein iPad geladen, das er gar nicht selbst geschrieben hat. Das „Witzigste Lesebuch aller Zeiten“ ist eine Sammlung von Kurzgeschichten seiner direkten Humoristen-Konkurrenz wie Horst Evers, Fanny Müller, Dietmar Wischmeyer und vielen anderen. Extrem empfehlenswert! Viele Gründe, den Fernseher mal wieder ausgeschaltet zu lassen.

Der Ostermontag 2025
Der letzte „volle“ Tag meines Kurzurlaubs brachte mich dann nicht einmal mehr aus dem Hotel. Es hätte auch keinen Spaß gemacht, denn trotz gegenteiligem Wetterbericht war es eiskalt und extrem windig. Der Strand war leer, und am Pool quälten sich gerade mal zwei bis drei Personen auf den Liegen, eingemummt wie im sibirischen Winter. Trotz voller Montur (Lange Hose + Lederjacke) war es selbst in meinem Zimmer zu kalt, um es dort auszuhalten. Die vermeintliche Klimaanlage stand wohl schon auf Sommerbetrieb.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich mal wieder in die Bar zu setzen, um dort gleich noch ein zweites Buch von Jürgen von der Lippe durchzulesen. „Beim Dehnen singe ich Balladen“ hatte leider nicht annähernd den gleichen Unterhaltungswert wie Jürgens Geschichtensammlung seiner eigenen Konkurrenz. Nach zwei Stunden war ich damit durch und lud mir noch „Die Welt ist nicht immer Freitag“ von Horst Evers herunter, das leider trotz einiger Perlen insgesamt auch nicht so der Brüller war.

Mittags aß ich im Hotel einen „Cesar-Salad“, der den Namen beim besten Willen nicht verdient hatte. Durch meine ständige Anwesenheit im Hotel hatte ich inzwischen auch recht guten Kontakt zu vielen Mitarbeitern. Mir fiel auf, dass die gesamte Bar-Mannschaft von früh bis spät hinter den Tresen stand – vom 8-Stunden-Tag hat man hier anscheinend noch nichts gehört. Viele waren auch schon sehr dicht am Rentenalter. Personalsorgen also auch hier.

Und noch etwas fiel mir auf: Rauchen ist out. Der Satz gilt für mich ja schon seit 1980, aber inzwischen hat es sich bis Mallorca herumgesprochen. Das“Hipotel Campa Playa“ war ein reines Nichtraucherhotel. Ich kam drauf, weil ich meiner Exfrau Eva eine Stange Elektro-Zigaretten mitbringen sollte, die ja bekanntlich im Ausland nur Bruchteile der deutschen Preisempfehlung kosten. Aber das war gar nicht so einfach. Tabakgeschäfte – wie auf Teneriffa – gab es weit und breit nicht, und weder in den SPAR, ALDI oder LIDL-Läden gab es Paffbares. Über Google hatte ich dann eine Quelle gefunden, 4,6 Kilometer entfernt. Ohne Auto nicht mehr realisierbar. Am Flughafen würde es sicher auch diese elektronischen Ersatzzigaretten geben, aber da war der Preisvorteil lächerlich. Also keine Zigaretten für Eva. An der Rezeption bestätigte man mir, dass mittlerweile nahezu alle Hotels raucherfrei sind. Direkt vor dem Hotel standen ab und zu Leute um einen großen Stand-Aschenbecher herum und qualmten sich die Lunge zu Teer. Es gab wohl auch drei Tische auf der Terrasse, an denen man paffen durfte, aber während meiner Anwesenheit hat das keiner gewagt.

Das Abendessen fand wie immer im Untergeschoss statt. Über Ostern waren keine neuen Touristen hinzugekommen, was man daran erkennen konnte, dass es keine völlig weißen Körper mehr zu sehen gab. Die knallroten waren die von gestern oder vorgestern, der Rest war schon schön braun. So wie ich. Wer hätte das gedacht? Die Haut schuppte zwar fröhlich vor sich hin, aber aus der Ferne sah ich schon sehr mediterran aus.

Nach dem Abendessen führte ich noch ein langes Telefongespräch mit einer ganz speziellen Handynummer in Jena. Gut gelaunt gefiel mir sogar das Abendprogramm in der Bar. Ein paar Mädels und Buben verbogen ihre Körper zu mystischer Musik unter Vermeidung allzu einengender Kleidung.

Den Tatort habe ich verpasst.

Der Tag nach Ostern 2025

Der Tag der Heimreise. Das gute Wetter hatte sich inzwischen verabschiedet, es fing sogar an zu regnen. Also trieb ich mich nach dem Frühstück in der Bar und an der Rezeption rum. Das Zimmer hatte ich pflichtgemäß vor zehn Uhr geräumt und meinen Koffer bis zur Abreise in einem Gepäckraum neben der Rezeption abgegeben. Ich las in den vier Stunden bis zu meiner Abholung noch zwei ganze (dünne) Bücher von Horst Evers durch und hustete so vor mich hin, bis der Abhol-Bus dem Drama endlich ein Ende machte. Auf dem Flughafen in Palma lief alles wie immer reibungslos, so dass ich hier weitere 3 Stunden vor mich Hinsitzen durfte, bis der Flieger um 18:15 Uhr endlich abhob.

Pünktlich um 20:30 Uhr in Frankfurt angekommen, rief ich sofort bei dem Parkunternehmen an, das mein Auto aufbewahrt hatte. Leider ging niemand dran. Dreimal ließ ich es solange klingeln, bis das Gespräch technisch beendet wurde. Schade eigentlich. Nach 5 Minuten kam aber dann doch tatsächlich ein Rückruf. Ich sagte meinen Namen und versprach, ein weiteres Mal anzurufen, wenn ich meinen Koffer erhalten hätte. Der kam auch unglaublich schnell, sodass ich kurz danach weitere 11 mal versuchte, den Herrn zu erreichen, der mir mein Auto bringen sollte. Etwa einhundert Meter vor der Abholstelle (Ankunft B6) kam dann endlich der Rückruf. Ich sagte dem Mann, dass ich quasi schon abholbereit sei. „Kein Problem, der Fahrer kommt sofort!“. Toller Service, dachte ich noch. Aber nicht lange, denn es kam natürlich kein Fahrer. Und auch kein Auto. Nach 20 Minuten rief ich wieder an. Diesmal ging sofort jemand ans Telefon. Und wieder versprach man mir, dass der Wagen „jeden Moment“ um die Ecke kommen müsste. Kam er aber nicht. Also wieder angerufen. Und wieder. Und noch mal. Es war nämlich ziemlich kalt an der Übergabestelle. Um 22:30 hieß es plötzlich, mein „Wagen sei verwechselt“ worden. Wie das bei einem Jaguar XK passieren kann, war mir ein Rätsel. Es nützte auch nichts, denn es kam nach wie vor kein Auto. Ich rief nun im Schnitt alle 5 Minuten an und war langsam auch ziemlich sauer. Aus „Der Fahrer hat den Wagen verwechselt“ wurde nun „Die Zentrale hat Ihren Namen verwechselt. Gerhardt statt Ehrhardt.“ Aber jetzt käme der Wagen in spätestens zehn Minuten, ganz bestimmt. Nach weiteren 15 Minuten, nämlich um 23:05 Uhr kam er tatsächlich. In der Zeit, in der ich am Abholpunkt gewartet hatte, wäre ich bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Bad Homburg gekommen.

Um 23.29 kam ich endlich zuhause an, ließ den Koffer unausgepackt stehen, nahm die erste Mahlzeit nach dem Frühstück zu mir und fiel ins Bett (Ja, ich habe noch eine zweite Zahnbürste, genügend Seife und weitere Rasierapparate, um den Koffer erst mal unangetastet zu lassen.)

Das Fazit: Urlaub in einer Kunststadt wie Cala Millor ist nichts für mich. Wenn ich nicht zufällig C&A kennengelernt hätte, wäre der Urlaub sehr enttäuschend gewesen. Diese Super-Duper-Hotels sind gut für junge Familien mit Kindern, die den ganzen Tag im Wasser planschen wollen. Nach 23 Uhr ist die Stadt wie tot. Das Hotel sowieso. Nachtleben findet nicht statt. Na ja, und das Tag-Leben ist auch alles andere als abwechslungsreich, da reichen drei Stunden Go-Kart fahren nicht aus. Ich hätte natürlich mit meinem Mietwagen weitere Ausflüge unternehmen sollen oder sogar müssen, aber dazu war ich anscheinend zu faul.

Kurzum: Malle ja, aber woanders.

Bad Homburg, den 24.4.2025